Südchina

Unbekanntes entdecken







1. Küstenstädte in Fujian


2. Teezeremonie am Wuyi Shan


3. Durch die Drachenberge


4. Bäuerliche Kultur in Südchina




1. Küstenstädte in Fujian


An der Ostküste, etwa zwischen Shanghai und Hongkong, liegt die Provinz Fujian. Schon immer dem Meer zugewandt und weniger der dominierenden agrarisch geprägten Leitkultur Nordchinas verbunden, waren ihre Städte die wenigen wichtigen Außenhandelsstützpunkte früher chinesischer Dynastien.

Am offensichtlichsten vielleicht in Xiamen und Quanzhou zeigt sich die frühere Bedeutung der Küstenstädte dort. Jugendstilvillen aus dem frühen 20. Jahrhundert in Xiamen, Moscheen und Pagoden -tausend Jahre älter- in Quanzhou zeugen von der frühen Internationalität dieser Orte.

Quanzhou war einst der bedeutendste Überseehafen an der Ostküste, Chinas „Tor zur Welt“ im 12. Jahrhundert. Arabische Händler errichteten dort Depandancen. Und Gotteshäuser, denn andere Versicherungen für eine Seereise gab es noch nicht.

Xiamen dagegen erlebte seine Boomzeiten zur vorletzten Jahrhundertwende, als sich westliche Kaufleute und reich gewordene, zurückgekehrte chinesische Auswanderer Villen auf der vorgelagerten Insel Gulangyu bauten.

Die Atmosphäre in diesen Städten ist immer noch anders als in anderen chinesischen Orten.

Sie werden es spüren, wenn Sie dorthin fahren!




Xiamen Downtown: Art Decó-Architektur in der Zhongshan Road.



Man zeigt, was man hat: Villen auf Gulangyu Island, Xiamen.


Das restaurierte Eingangstor der Qingling-Moschee in Quanzhou.



2. Teezeremonie am Wuyi Shan


Ausnahmezustand im Bahnhof Shanghai-Hongqiao, die „Golden Week“ beginnt. Das bedeutet eine Woche kollektive Ferien unter weitgehend gelockerten Corona-Beschränkungen. Menschen, die endlich heim zur Familie in die Zentralprovinzen reisen können, treffen auf die, die einfach nur mal wieder rauswollen.

Auch ich ergriff die Gelegenheit und machte mich auf nach Süden, in die Provinz Fujian, den Ursprungsort der Teekultur.

Erste Station war der Nationalpark im „Gebirge der Götterfinger“, der Wuyi Shan, berühmt in ganz China für seine seit Jahrhunderten kultivierten Teeplantagen inmitten bizarrer Buntsandsteinberge.

Gerade diese Verbindung macht den Reiz des Ortes aus. Wanderwege führen durch die Bergwelt vorbei an steilen Felswänden mit Teesträuchern auf engen Talböden. Das Wuyi-Gebirge ist die Heimat des Oolong-Tees. Bei einer Teeverkostung lernt man die feinen Unterschiede seiner Sorten und Aufgußvarianten kennen.

Übrigens hat mich die Teekultur am Wuyi Shan sehr an die der Weinkultur in Mitteleuropa erinnert: Differenzierung über Sorten, familiäre Struktur der Betriebe und Schwerpunkt auf Direktvermarktung.

Wandertouren und Teeverkostungen im Wuyi Shan kann man bequem im Internet buchen.

Ein Must für Naturfreunde und Foodies!



Einer der "Götterfinger" am Jiuqu-Fluß
im Wuyi Shan-Nationalpark, Prvinz Fujian.


Von hier aus fand der Oolong-Tee seinen Weg
nach Taiwan und Japan.



3. Durch die Drachenberge


In den Gebirgen zwischen Shanghai und Shenzhen zeigt sich ein China, das mit den bekannten Boomtowns wenig gemein hat. Die Provinzen Hunan und Guangxi im südlichen Landesinneren sind weitgehend unberührt von Industrialisierung, der Binnentourismus ist hier ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

In den Bergen selbst finden sich atemberaubende Nationalparks, darunter so bekannte wie die Karstlandschaft um Guilin, aber auch solche, von denen Sie noch nie etwas gehört haben.

Genau die möchte ich Ihnen näher vorstellen!

Meist Sandsteinklippen, üppig bewachsen mit Sträuchern und Bäumen, schaffen eine besondere Atmosphäre, zauberhaft und geheimnisvoll. Aussichtspunkte geben Blicke auf die Felsgruppen frei.

Allerdings, wie in fast allen chinesischen Nationalparks, sind individuelle Wanderungen nicht vorgesehen. Viele der Spots sind über Seilbahnen erschlossen, und genau das ist die Herausforderung während der kollektiven chinesischen Feiertage.

Ungeheure Menschenmassen stehen dann bis zu mehreren Stunden an um hinauf, aber auch wieder hinab zu kommen. Ein guter Grund, die Nationalparks im Süden während des Neujahrsfestes Anfang des Jahres und der „Golden Week“ im Oktober zu meiden, wenn es denn geht.

Beeindruckend aber sind Besuche dort allemal!





Stau der Ausflugsschiffe auf dem Li-Fluß bei Guilin, dem von
Touristen am häufigsten besuchten Ort in ganz China.



Weitgehend unbekannt, doch atemberaubend:
Der Baijiaozhai-Nationalpark im Grenzgebiet der Provinzen Guangxi und Hunan.




Kennt im Westen auch kaum einer: Longsheng Hotspring Nationalpark im Großraum Guilin.



Inspiration für den Film "Avatar":
Die Berge im Zhangjiajie-Nationalpark, Provinz Hunan.


Rote Tafeln mit Wünschen zum chinesischen Neujahrsfest
werden dort auf manchen Bergen aufgehängt.


4. Bäuerliche Kultur in Südchina


Goldgelb stehen die Rispen vor der Ernte auf den Terrassenfeldern. Keine Maschine kann den Bauern dort die Arbeit erleichtern; Knochenarbeit für ein paar Kilo Reis.

Den jungen Leuten erscheint da sogar ein Job am I-Phone-Montageband von Foxconn in Shenzhen attraktiver. Zurück in den vergessenen Dörfern bleiben die Alten, die die Felder bewirtschaften. Dank Tourismus und staatlichen Subventionen ist so zumindest ihr Bestand gesichert. Ob nun als Illustration einer vergangenen Zeit, als Kulisse für Besucher oder aber als Reminiszenz an die vergangene bäuerliche Kultur im gebirgigen Süden Chinas sei dahingestellt, fotogen ist das Sujet allemal.



Reisernte auf den Terrassenfeldern des "Dragon Backbone" bei Guilin.



Fast schon Burgen: Wehrhafte Rundhäuser der Hakka-Minorität im Landesinneren der Provinz Fujian.



Dutzende von Familien wohnen in diesen Häusern.



Eingang zu einem Hakka-Dorf. Die Schriftzeichen um die Türen
werden zum Neujahrsfest angebracht.


Die Hakka leben heute in ganz Südostchina und
weltweit in der chinesischen Diaspora.




  Nach dem Dreschen der Reispflanzen werden die Körner getrocknet.
Dorf Xidi am Wuyi Shan, Provinz Fujian.


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