Hinterland
und Küste im Osten Chinas, so etwa zwischen den Mündungen des Gelben
Flußes (Huang He) und des Yangtzes (Yangtsekiang), sind das kulturelle
und wirtschaftliche Herz des Landes.
Im Norden des Gebietes, nahe dem Gelbem Fluß, liegt der Geburtsort des Konfuzius, dem wichtigsten Philosophen der chinesischen Kultur. Ihm wird bis heute eine gottgleiche Verehrung zuteil, sogar die der kommunistischen Partei.
Im Yangtzedelta dagegen, zwischen Shanghai und Nanjing, geht es weniger spirituell zu; Reichtum und wirtschaftliche Potenz kommen mit dem Dampfhammer daher. Und das nicht erst seit heute, denn der Handel in dem durch unzählige Kanäle durchzogenen, tischebenen Land war schon seit Jahrhunderten die Grundlage des Reichtums von Kaufleuten und Beamten.
Schauen
Sie doch mal, wie der sich besonders in der Anlage von klassischen
Gärten ausgedrückt hat. Ihre Architektur ist etwas ganz Besonderes!
Abends an einem der alten Kanäle in Suzhou. |
Die Seidenweber Suzhous schicken ihre Models gerne an den alten Kanälen auf den Catwalk. | Besonders im frühen Winter wird es einsam an den Kanälen; kein Vergleich zur den Touristenscharen des Sommers. |
Alte Menschen nutzen dann die Orte für einen kleinen Schwatz. |
Zhouzhuang ist meiner Meinung nach die schönste "Wasserstadt" am unteren Yangtze. | Vieles wird natürlich touristisch überhöht, aber das besondere Flair ist dort zu spüren. |
Es ging schon immer darum, wer die dickste Hose hat.
Ist heute der Maßstab dafür die PS-Zahl des tiefergelegten Autos, war es im alten China die Architektur des privaten Gartens.
Seit
mehreren Jahrhunderten schon ist das untere Yangtzetal, so etwa
zwischen Nanjing und Shanghai, eines der prosperierendsten Gebiete
Chinas. Handel und die Landwirtschaft auf den fruchtbaren
Schwemmlandböden sorgten für Reichtum bei Großgrundbesitzern, Händlern
und Beamten.
Besonders die Salzkaufleute Yangzhous genossen dabei einen
zweifelhaften Ruf, der in etwa dem der „nouveau riches“ in Europa
entsprach. Vielleicht war dieses Image aber auch nur dem Neid
geschuldet, mit dem die Beamten, als Repräsentanten der alten Ordnung,
auf die Emporkömmlinge herabblickten.
Wie auch immer, Gartenanlagen, die in dieser Zeit von Kaufleuten und Beamten errichtet wurden, zählen meiner Meinung nach zu den wunderbarsten Orten im Großraum Shanghai, ja ganz Chinas.
Neben Yangzhou und Shanghai ist es besonders Suzhou, das viele dieser architektonischen Höhepunkte beheimatet. Die Gartenanlagen dort stehen darüber hinaus auch auf der UNESCO – Liste der Weltkulturerbestätten.
Über
das Highspeed-Zugnetz sind die genannten Städte von den anderen
chinesischen Metropolen aus gut zu erreichen und auch als kulturelle
Ergänzung einer Geschäftsreise nach Shanghai unbedingt zu empfehlen!
Für Viele der schönste seiner Art in ganz China: Der "Garten der Azurblauen Wolke" in Suzhou. |
Zugang zu den Gemächern im "Garten des Meisters der Fischernetze", Suzhou. | Im Frühjahr blühen hier die Magnolien. Traditionsbewußte Chinesinnen posieren in klassischen Kostümen für Erinnerungsfotos. |
Jeder Schritt eröffnet neue Blickwinkel im Qiuxiapu-Garten in Jiading. | Ein Besucher nutzt die Ruhe am späten Nachmittag. Jiading ist ein Stadtteil der Millionenmetropole Shanghai. |
Im Herbst beginnen sich die Blätter rot zu färben und bilden den attraktiven Kontrast zu den grauen Ziegeln der Dächer. |
Trocken in einem Pavillion sitzend lauscht man dem Fallen der Regentropfen und fühlt sich wie in einer Märchenwelt. | Auch bei Herbstnebel erschließt sich einem der Zauber der Gärten wie hier in Yangzhou. |
Lotosteiche im "Garten des Bescheidenen Beamten" in Suzhou. | 1997 im Yu-Garten inmitten Shanghais. |
Der
Buddhismus aus Indien, das Yin und Yang des Daoismus und schließlich
der Konfuzianismus mit seinen philosophischen Lehren sind die
spirituellen Grundlagen der chinesischen Gesellschaft – neben
atheistischer Konsumfixiertheit als moderner Ersatzreligion natürlich.
Besonders auf dem Konfuzianismus aber fußen Selbstverständnis, Doktrin und Rechtsauffassung des chinesischen Staates, von den frühen Kaiserdynastien bis zur heutigen Volksrepublik.
Konfuzius
selbst lebte im 6. Jahrh. v. Chr. in Qufu, nicht weit vom Taishan im
westlichen Teil der heutigen Provinz Shandong. Dort entwickelte er
seine Lehren und versammelte Schüler um sich.
Auf Wanderungen suchte er Inspiration und bestieg so auch mehrmals den
Taishan, der deshalb heute einer der berühmtesten Berge Chinas ist.
Genau wie Konfuzius hat man dort vom Gipfel einen atemberaubenden Blick
über die Ebene, das historische Land Lu.
Aber
Vorsicht, wenn man denn traditionell den Spuren des Konfuzius folgen
will, ist die Gipfelstürmung nur zu Fuß erlaubt, über unzählige
Treppenstufen. Immer an Felsinschriften und spektakulären
Aussichtspunkten vorbei, zusammen mit tausenden von Mitwanderern.
Eigentlich verständlich, denn glaubhaften Erzählungen nach erreicht
derjenige, der es auf den Gipfel schafft, die Unsterblichkeit…
Zu Zeiten des Konfuzius war der Blick ins Land Lu noch ein anderer, trotzdem ist der Heutige genauso eindrucksvoll. |
Unzählige Inschriften weisen den steilen Weg zur Unsterblichkeit. |
Asche auf mein Haupt, ich muß mich berichtigen.
In
einer anderen Reportage zählte ich ein paar Orte auf, deren Stadtbild
sie aus der Masse der modernen chinesischen Betonquaderstädte
hervorhebt. Qingdao habe ich da vergessen.
Doch seine alte deutsche Architektur aus wilhelminischen Kolonialtagen macht sie zu etwas ganz Besonderem.
Vom Stadtbahnhof in Qingdao ist man schnell auf der Zhongshan Road, der alten Friedrichstraße. Aufwendig restaurierte Häuser erwecken den Eindruck, in einer süddeutschen Kleinstadt zu stehen, allerdings ohne Handyläden und Hundekacke auf dem Bürgersteig.
Da
Qingdao zudem noch sein maritimes Flair annimmt -nicht
selbstverständlich in China- und sich offensiv als Küstenstadt
positioniert, ist seine Aufnahme in die Liste außergewöhnlicher Städte
Chinas mehr als gerechtfertigt!
Die moderne Skyline Qingdaos 2023. Wegen der Frühjahrsstürme bleibt der Bikini noch in der Strandtasche. |
An einem der vielen Strände Qingdaos 25 Jahre früher, im Sommer1997. |
2008 war Qingdao Austragungsort der olympischen Segelwettbewerbe. | 20 Jahre früher wurden dort am Ufer noch Dschunken repariert. |
Ein Wochenende mit Seewind ist ideal zum Drachensteigen an der Uferpromenade. | Wilhelminische Stadtbilder in Ostchina: Die St.-Michaels-Kethedrale, beliebte Kulisse für Schappschüsse. |
Das alte Redaktionsgebäude der "Tsingtauer Neuste Nachrichten", gebaut in der damaligen Friedrichstraße, die heutige Zhongshan Lu. |