Klassische Kultur zwischen Gelbem Fluß und Yangtze

Harmonie aus Wasser, Stein und Holz





1. Im Wasserland


2. Gartenkunst im Yangtzedelta


3. Der Blick ins Land Lu


4. Koloniales Erbe in Tsingtao




1. Im Wasserland


Hinterland und Küste im Osten Chinas, so etwa zwischen den Mündungen des Gelben Flußes (Huang He) und des Yangtzes (Yangtsekiang), sind das kulturelle und wirtschaftliche Herz des Landes.

Im Norden des Gebietes, nahe dem Gelbem Fluß, liegt der Geburtsort des Konfuzius, dem wichtigsten Philosophen der chinesischen Kultur. Ihm wird bis heute eine gottgleiche Verehrung zuteil, sogar die der kommunistischen Partei.

Im Yangtzedelta dagegen, zwischen Shanghai und Nanjing, geht es weniger spirituell zu; Reichtum und wirtschaftliche Potenz kommen mit dem Dampfhammer daher. Und das nicht erst seit heute, denn der Handel in dem durch unzählige Kanäle durchzogenen, tischebenen Land war schon seit Jahrhunderten die Grundlage des Reichtums von Kaufleuten und Beamten.

Schauen Sie doch mal, wie der sich besonders in der Anlage von klassischen Gärten ausgedrückt hat. Ihre Architektur ist etwas ganz Besonderes!




Abends an einem der alten Kanäle in Suzhou.



Die Seidenweber Suzhous schicken ihre Models gerne
an den alten Kanälen auf den Catwalk.


Besonders im frühen Winter wird es einsam an den Kanälen;
kein Vergleich zur den Touristenscharen des Sommers.



Alte Menschen nutzen dann die Orte für einen kleinen Schwatz.



Zhouzhuang ist meiner Meinung nach die schönste "Wasserstadt"
am unteren Yangtze.


Vieles wird natürlich touristisch überhöht, aber das
besondere Flair ist dort zu spüren.



2. Gartenkunst im Yangtzedelta


Es ging schon immer darum, wer die dickste Hose hat.

Ist heute der Maßstab dafür die PS-Zahl des tiefergelegten Autos, war es im alten China die Architektur des privaten Gartens.

Seit mehreren Jahrhunderten schon ist das untere Yangtzetal, so etwa zwischen Nanjing und Shanghai, eines der prosperierendsten Gebiete Chinas. Handel und die Landwirtschaft auf den fruchtbaren Schwemmlandböden sorgten für Reichtum bei Großgrundbesitzern, Händlern und Beamten.
Besonders die Salzkaufleute Yangzhous genossen dabei einen zweifelhaften Ruf, der in etwa dem der „nouveau riches“ in Europa entsprach. Vielleicht war dieses Image aber auch nur dem Neid geschuldet, mit dem die Beamten, als Repräsentanten der alten Ordnung, auf die Emporkömmlinge herabblickten.

Wie auch immer, Gartenanlagen, die in dieser Zeit von Kaufleuten und Beamten errichtet wurden, zählen meiner Meinung nach zu den wunderbarsten Orten im Großraum Shanghai, ja ganz Chinas.

Neben Yangzhou und Shanghai ist es besonders Suzhou, das viele dieser architektonischen Höhepunkte beheimatet. Die Gartenanlagen dort stehen darüber hinaus auch auf der UNESCO – Liste der Weltkulturerbestätten.

Über das Highspeed-Zugnetz sind die genannten Städte von den anderen chinesischen Metropolen aus gut zu erreichen und auch als kulturelle Ergänzung einer Geschäftsreise nach Shanghai unbedingt zu empfehlen!




Für Viele der schönste seiner Art in ganz China:
Der "Garten der Azurblauen Wolke" in Suzhou.



Zugang zu den Gemächern im
"Garten des Meisters der Fischernetze", Suzhou.


Im Frühjahr blühen hier die Magnolien. Traditionsbewußte
Chinesinnen posieren in klassischen Kostümen für Erinnerungsfotos.



Jeder Schritt eröffnet neue Blickwinkel im
Qiuxiapu-Garten in Jiading.


Ein Besucher nutzt die Ruhe am späten Nachmittag.
Jiading ist ein Stadtteil der Millionenmetropole Shanghai.



Im Herbst beginnen sich die Blätter rot zu färben und bilden den
attraktiven Kontrast zu den grauen Ziegeln der Dächer.



Trocken in einem Pavillion sitzend lauscht man dem Fallen
der Regentropfen und fühlt sich wie in einer Märchenwelt.


Auch bei Herbstnebel erschließt sich einem
der Zauber der Gärten wie hier in Yangzhou.



Lotosteiche im "Garten des Bescheidenen Beamten" in Suzhou.


1997 im Yu-Garten inmitten Shanghais.



3. Der Blick ins Land Lu


Der Buddhismus aus Indien, das Yin und Yang des Daoismus und schließlich der Konfuzianismus mit seinen philosophischen Lehren sind die spirituellen Grundlagen der chinesischen Gesellschaft – neben atheistischer Konsumfixiertheit als moderner Ersatzreligion natürlich.

Besonders auf dem Konfuzianismus aber fußen Selbstverständnis, Doktrin und Rechtsauffassung des chinesischen Staates, von den frühen Kaiserdynastien bis zur heutigen Volksrepublik.

Konfuzius selbst lebte im 6. Jahrh. v. Chr. in Qufu, nicht weit vom Taishan im westlichen Teil der heutigen Provinz Shandong. Dort entwickelte er seine Lehren und versammelte Schüler um sich.
Auf Wanderungen suchte er Inspiration und bestieg so auch mehrmals den Taishan, der deshalb heute einer der berühmtesten Berge Chinas ist. Genau wie Konfuzius hat man dort vom Gipfel einen atemberaubenden Blick über die Ebene, das historische Land Lu.

Aber Vorsicht, wenn man denn traditionell den Spuren des Konfuzius folgen will, ist die Gipfelstürmung nur zu Fuß erlaubt, über unzählige Treppenstufen. Immer an Felsinschriften und spektakulären Aussichtspunkten vorbei, zusammen mit tausenden von Mitwanderern. Eigentlich verständlich, denn glaubhaften Erzählungen nach erreicht derjenige, der es auf den Gipfel schafft, die Unsterblichkeit…




Zu Zeiten des Konfuzius war der Blick ins Land Lu noch ein anderer, trotzdem ist der Heutige genauso eindrucksvoll.



Unzählige Inschriften weisen den steilen Weg zur Unsterblichkeit.



4. Koloniales Erbe in Tsingtao


Asche auf mein Haupt, ich muß mich berichtigen.

In einer anderen Reportage zählte ich ein paar Orte auf, deren Stadtbild sie aus der Masse der modernen chinesischen Betonquaderstädte hervorhebt. Qingdao habe ich da vergessen.
Doch seine alte deutsche Architektur aus wilhelminischen Kolonialtagen macht sie zu etwas ganz Besonderem.

Vom Stadtbahnhof in Qingdao ist man schnell auf der Zhongshan Road, der alten Friedrichstraße. Aufwendig restaurierte Häuser erwecken den Eindruck, in einer süddeutschen Kleinstadt zu stehen, allerdings ohne Handyläden und Hundekacke auf dem Bürgersteig.

Da Qingdao zudem noch sein maritimes Flair annimmt -nicht selbstverständlich in China- und sich offensiv als Küstenstadt positioniert, ist seine Aufnahme in die Liste außergewöhnlicher Städte Chinas mehr als gerechtfertigt!



Die moderne Skyline Qingdaos 2023.
Wegen der Frühjahrsstürme bleibt der Bikini noch in der Strandtasche.



An einem der vielen Strände Qingdaos 25 Jahre früher, im Sommer1997.



2008 war Qingdao Austragungsort der
olympischen Segelwettbewerbe.


20 Jahre früher wurden dort
am Ufer noch Dschunken repariert.



Ein Wochenende mit Seewind ist ideal
zum Drachensteigen an der Uferpromenade.


Wilhelminische Stadtbilder in Ostchina: Die St.-Michaels-Kethedrale,
beliebte Kulisse für Schappschüsse.



  Das alte Redaktionsgebäude der "Tsingtauer Neuste Nachrichten",
gebaut in der damaligen Friedrichstraße, die heutige Zhongshan Lu.


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