An der Malabarküste

Dahin, wo der Pfeffer wächst






1. Auf den Spuren Vasco da Gamas


2. Fort Kochi, mein Sehnsuchtsort


3. Fischernetze am Arabischen Meer


4. Durch die Backwaters


5. Teatime in der Hillstation




1. Auf den Spuren Vasco da Gamas

Die strandgesäumten Ufer des südwestindischen Bundesstaates Kerala, genannt Malabar- oder Pfefferküste, entsprechen so den westlichen Vorstellungen eines Tropenparadieses, daß sich jede weitere Erklärung dazu erübrigt.

Schon vor Jahrhunderten waren die Häfen an der Malabarküste Umschlagspunkt für die Gewürze aus dem Hinterland, unerreichbar für die Europäer der frühen Neuzeit. Zumindest solange, bis die portugiesische Weltmacht zu Beginn des 16. Jahrhunderts einen gewissen Vasco da Gama losschickte, um den Weg zur Pfefferküste zu finden.

Für Portugal war das Unternehmen erfolgreich, für Vasco da Gama selbst weniger: seinen Grabstein kann man immer noch in Kochi sehen.

Auch heute noch, bzw. heute wieder, ist Kerala einer der wohlhabendsten Bundestaaten Indiens.

Einen erheblichen Anteil an der Prosperität dort haben die Überweisungen der Landsmänner, die in Dubai und Doha auf Baustellen und in Hotels schuften; „Western Union“ sei Dank. 

Für mich aber zählt im Rückblick das Flair der Malabarküste zu den schönsten und intensivsten Eindrücken der Dekade, die ich in Südostasien verbringen konnte.




Sind genau so scharf, wie sie aussehen: Getrocknete Chilischoten, fertig zum Verkauf.

 

2. Fort Kochi, mein Sehnsuchtsort

Hipster cruisen auf Royal Enfields vor zerfallenden Häusern aus der portugiesischen Kolonialzeit, aus den Szenekneipen dröhnt Bollywood und in der Luft hängt der Geruch von exotischen Gewürzen – das ist Fort Kochi an der Malabarküste im Bundesstaat Kerala.

In uralten Lagerhäusern der Großhändler rund um die Bazar Street stapeln sich Jutesäcke mit  Kardamom, Chilis und Pfefferkörnern, konfektioniert auf Waagen, die schon zu Queen Victorias Zeiten in Gebrauch waren.

All das sind die Einzelteile, die sich zu dem faszinierenden Kulturpuzzle Kochis zusammenfügen. Holländer, Briten, dazwischen irgendwie auch Araber und Juden, haben Anteil daran. Dazu kommt heute eine junge und hippe Atmosphäre, wunderbar easy und entspannt, zumindest für indische Verhältnisse.

Das ist es, was Kerala für mich ausmacht: der Mix aus quirligem südindischen Leben und der Ruhe der Backwaters, der Kontrast der durch die Hitze flirrenden Luft an den Stränden zu den kühlen, nebelverhangenen Berghängen und die zumindest oberflächlich spannungsfreie Koexistenz von Religionen und Menschen.




Fort Kochi ist cool, ein Ort für (Lebens-) Künstler.




Der Friedhof der alten jüdischen Gemeinde Kochis. Die meisten Mitglieder sind allerdings im Laufe der Jahre nach Israel ausgewandert.
Vielleicht gerade deshalb ist die Malabarküste heute ein beliebtes Reiseziel für junge Israelis vor Beginn des Militärdienstes.



Mittags um 12 werden im Hof des Jain-Tempels die Tauben gefüttert.



Ein Schauspieler schminkt sich für eine Kathakali-Aufführung.
Taubstumme sind häufig die Darsteller in dieser Kunstform.


Kathakali-Kunst ist eine jahrhunderte alte Tradition im Hinduismus.
Besonders in Kerala wird diese Kunst gepflegt und weiterentwickelt.



3. Fischernetze am Arabischen Meer

Küstenfischerei ist ein klassischer Wirtschaftszweig Keralas, der allerdings heute unter ökonomischem Druck steht.

Ein Ausweg kann auch hier der Tourismus sein, denn gerade in Kochi wird mit einer einmaligen archaischen Methode den Schuppentieren nachgestellt, mit den „Chinesischen Fischernetzen“. Sie bilden außergewöhnliche Fotomotive und sind fester Anlaufpunkt für Reisende an der Malabarküste.

Ausladende Netze hängen an hölzernen Kranarmen und bewegen sich nur durch Muskelkraft und Geschicklichkeit der Fischer auf und ab. Der Fang wird anschließend sofort verkauft oder in kleinen Restaurants zubereitet. Ein Paradies für Gourmets!

Gesandte Kublai Khans brachten die Technologie angeblich im 13. Jahrhundert aus China mit nach Südindien.

Dort bilden ihre groben hölzernen Hebegerüste heute einen scharfen Kontrast zu den filigranen Stahlkonstruktionen der Containerterminals am anderen Ufer der Bucht.




Die "Chinesischen Fischernetze" Kochis bilden eine ideale Kulisse für den
Sonnenuntergang über dem Arabischen Meer.



Nur durch Balancieren auf dem hölzernen Kragarm schafft es der
Fischer, das Netz zu heben und zu senken.


Felsbrocken bilden das Gegengewicht für die Netze;
die Bedienungscrew besteht aus 5-6 Fischern.



Abends wird der Fang der Küstenfischer unmittelbar
am Strand verkauft.


Ein Strandfischer ordnet sein Netz.



4. Durch die Backwaters

Berühmt sind die Backwaters der Malabarküste, Lagunen aus Brackwasser in unmittelbarer Küstennähe.

Palmen und Gewürzgärten säumen die Ufer. Es ist die pure Erholung auf einem Boot, nur bewegt von der Muskelkraft des Bootsmannes, in völliger Ruhe die Wasserstraßen entlangzugleiten.

Touren starten meist in Alleppey und sind in den Büros von Reiseagenturen in Fort Kochi problemlos zu buchen. Der Besuch eines Dorfes samt Mittagessen gehört dazu.

Für manche Reiseautoren zählt eine Bootstour durch die Backwaters zu den Höhepunkten einer Indienreise überhaupt.

Soweit würde ich jetzt nicht gehen, doch ist ein Besuch dort für Naturfreunde uneingeschränkt zu empfehlen; ein nicht alltägliches Erlebnis!




Der Dschungel rund um die Backwaters.


Nur mit Muskelkraft bewegt er das Boot.



Synonym für die Tropen: Kokospalmen


Spülen ist nicht nötig nach einem traditionellen Lunch.



5. Teatime in der Hillstation

Etwa 100 Kilometer entfernt von Kochi, die Abhänge der Westghats hoch, betritt man eine andere Welt.

Munnar ist eine alte „Hill Station“, ein Ort, an dem die Beamten der britischen Kolonialverwaltung der Sommerhitze entflohen und bei einer Tasse Tee entspannten.

Der Kontrast zu den Stränden an der Küste kann nicht größer sein. Statt drückender Hitze angenehme Kühle, Nebel statt flirrender Luft.

Sattes Grün ist die bestimmende Farbe hier, das Grün der Teesträucher. Der dunkle Tee aus Munnar ist berühmt in ganz Indien.

Problemlos läßt sich in Kochi ein Taxi für eine Fahrt dorthin chartern. Manchmal wird die Fahrt aber unterbrochen und man muß eine kurze Zeit warten. Der Grund wird angezeigt durch Straßenschilder, die vor Wildwechsel warnen. Es sind allerdings keine Rehe, die die Straße blockieren, sondern die Tiere, die auf den Schildern stilisiert dargestellt werden: Groß, breit und mit langer Nase.

Die Elefanten leben in den Ghats und lassen sich manchmal an der Straße blicken.




Auch das ist Kerala: Sattes Grün in den Westghats.



Und klar, das Handy gehört überall dazu!


Der schwarze Tee aus Munnar ist so bekannt wie der aus Darjeeling.



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