Am Ganges

Der mystische Fluß




1. Richtung Bengalen


2. Die Erlösung durch die Flußgöttin


3. Kolkata, die Stadt Kalis


4. Park Street Cemetary, Kolkata


5. In den Sundarbarns




1. Richtung Bengalen

Kaum ein Fluß ist mystisch so aufgeladen wie der Ganges in Indien. Heilig, wie ihn viele Hindus empfinden und für die es die Erfüllung von Sehnsüchten ist, nach dem Tode dem Fluß übergeben zu werden; eingehüllt in Leinentücher oder kremiert in Form von Asche.

Er durchfließt parallel zum Himalaya die nordindische Tiefebene, vorbei an berühmten Städten wie Varanasi oder Patna und mündet bei Kolkata in den Golf von Bengalen.

Trotz aller Verehrung ist der Ganges aber auch über weite Teile ein Drecksloch, Vorfluter für Industrieabwässer und Kloake der Millionenstädte in seinem Einzugsbereich.

Trotzdem, mich hat die Spiritualität in Varanasi berührt und die Atmosphäre Kolkatas in ihren Bann gezogen. Schauen Sie doch mal im Folgenden, warum!



Sonnenaufgang über dem Ganges bei Varanasi.

 

2. Die Erlösung durch die Flußgöttin

Varanasi, das frühere Benares, liegt etwa 800 km östlich von Delhi und ist mit dem Flugzeug von dort aus in etwas mehr als einer Stunde zu erreichen.

Aber Vorsicht! Diese Stadt fordert alle Sinne. Die Überquerung einer Straße ist die ultimative Mutprobe. Der Geräuschpegel in der Stadt entspricht dem eines laufenden Preßlufthammers. Über allem liegt der Geruch von Räucherstabchen, Gewürzen und geborstenen Abwasserleitungen. Kurz gesagt: Varanasi ist hoch interessant!

Grund für all das ist die Flußgöttin Ganga, die Varanasi zu einem  der heiligsten Orte der Hindus macht und in Scharen Pilger, Freaks und Geschäftemacher anzieht.

Entlang des Gangesufers ziehen sich Paläste und Tempel, von denen aus steinerne Treppen, die Ghats, ans Wasser führen. Und dort tobt das spirituelle Leben:

Gläubige Hindus nehmen rituelle Bäder im Fluß. Es werden Wäsche gewaschen und Büffel geschrubbt. Sinnsuchende Westler hängen am Ufer ab und rauchen Joints.

Das Bewegendste aber sind die Leichenverbrennungen. Scheiterhaufen lodern unmittelbar neben entspannt Betenden.Es werden die Körper von gläubigen Hindus kremiert und die Asche anschließend in den Fluß gestreut. Der Kreislauf der ewigen Wiedergeburten, von denen die Hindus überzeugt sind, laßt sich so durchbrechen, und die Flußgöttin Ganga in Benares ist der Schlüssel dazu.



Die Spiritualität an den Ghats von Varanasi ist allgegenwärtig.


Aus ganz Indien kommen die Gläubigen an die Flußufer.




Häuserwände wie Burgmauern am Flußufer.
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Auch das ist Varanasi: Eine Moschee wie aus tausendundeiner Nacht.



Unaufhörlich brennen die Scheiterhaufen am Ufer.




3. Kolkata, die Stadt Kalis

Hut ab vor den Kleinunternehmern Kolkatas, die in den Seitenstraßen der Metropole für ein paar Rupien Marsala-Tee auschenken, Schuhe wienern oder Zauberkunststücke aufführen. Sie nehmen ihr Schicksal in die Hand und versuchen, mit dem was sie können, zu überleben. Nicht leicht in einer Stadt, auf deren Bürgersteigen es auch nicht anders zugeht als im Dschungel.

Brütend heiß und ohrenbetäubend laut wie in allen Städten des Subkontinents ist es; es wird gerempelt und geschubst. Und doch ist die Atmosphäre in der bengalischen Metropole anders; erhabener, vielleicht arroganter. Deutlich länger als Delhi war das damals so genannte Kalkutta Hauptstadt und Herz Britisch-Indiens, mit einer Adelskaste, die sich mit den Engländern arrangierte und einen gewissen Stil herausbildete.

Und was nun die sprichwörtliche Armut in Kolkata betrifft, so kommt es auf den Maßstab an, den man anlegt. Zumindest die Kleidung der Bewohner taugt nicht als solcher. Denn viele Menschen hier, auch im Slum, sind oft stilvoller gekleidet als viele in den Fußgängerzonen deutscher Städte während des Hochsommers …



Quietschgelb und retro, die Taxen von Hindustan Motors in Kolkata.



Das ist Indien für mich; Ein Rausch von Farben.


Die effektivste Transportmöglichkeit auf Kalkuttas Bürgersteigen.



Koloniale Architektur.


Der Charme Bengalens.



Schnappschuß aus den Straßen Kolkatas.


Kali, der hinduistischen Rachegöttin, wird Respekt gezollt in Kolkata.



4. Park Street Cemetary, Kolkata

Es gibt Plätze, die strahlen eine Aura aus. Historie, Ruhe, bestimmt auch Mystik. Alte Friedhöfe sind solche Orte.

Mitten im heutigen Kolkata liegt der South Park Street Cemetery, ein Friedhof aus der Zeit, in der von Kalkutta aus Britisch-Indien regiert wurde. Die Inschriften auf den Grabsteinen sind Zeugnisse einer Ära, in der in der Stadt der englische Vizekönig residierte, die koloniale Oberschicht zusammen mit dem Bengali-Adel zur Tigerjagd in die Sundarbans fuhr und die Reichtümer des Subkontinents auf  Schiffe verladen wurden - Tee für Liverpool , Opium für Shanghai.

Heute ist der South Park Street Cemetery ein Ort der Ruhe und Einkehr. Das will wirklich etwas heissen, in Indien im Allgemeinen und in Kolkata im Besonderen. Nur ein paar Schritte braucht es von der hektischen, lauten Park Street durch den Haupteingang in den Friedhof, doch fühlt man sich wie in einem anderen Universum. Ab und zu flanieren einige Liebespärchen durch die Gräberreihen, doch ansonsten ist es einsam. Vögel zwitschern und übertönen die Huperei von der Straße.Tropische Pflanzen wuchern über zerfallende Monumente und schaffen eine Kulisse wie in Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“.


Für mich ist dieser Ort einer der schönsten Plätze in Kolkata und wirklich eine tolle Möglichkeit, sich zu entspannen.

Von der U-Bahnstation Park Street aus läuft man die gleichnamige Straße hinunter und erreicht nach etwa 30 min den Friedhof. 2 Stunden Besichtigungszeit sollten eingeplant werden, bevor man sich wieder mit aufgeladenen Batterien in den Trubel Kolkatas stürzt. 



Grabmale der kolonialen Oberschicht, mehr als 200 Jahre alt.



Einer der wenigen beschaulichen Orte in Kolkata.


Backsteine und Mörtel statt Marmor und Alabaster.



Eine Atmosphäre zum Träumen.


Geschichte zum Anfassen auf dem Park Street Cemetery.



Mystisch und geheimnisvoll ist es zwischen den Gräberreihen.


Auch die Hunde Kolkatas finden hier ein Plätzchen zum Ausruhen.



5. In den Sundarbarns

Ab und zu kommt mal eine vorbeigeschwommen, eine Leiche, die weiter flußaufwärts in einer Begräbniszeremonie dem Fluß übergeben worden war.

Das kann nun mal vorkommen in den Sundarbarns, dem weltgrößten Mangrovenwald im Deltasystem von Ganges und Brahmaputra, aufgeteilt zwischen Indien und Bangladesh, Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe.

Über Travel Agencies von Kolkata aus kann man Touren in das Gebiet buchen, und die haben es wirklich in sich! Mit dem Boot geht es über schmale Brackwasserarme durch den Dschungel. Unzählige Wildtiere lassen sich an den Ufern beobachten, bunte Vögel, riesige Echsen und mit viel Glück den König, den Tiger.

Übernachtet wird in kleinen Siedlungen, in denen die Menschen neben dem Tourismus von Fischfang und etwas Landwirtschaft leben. Dort geht es zwar einfach, aber auch für westliche Touristen mehr als annehmbar zu.

Im Spätsommer ist eine wichtige Einnahmequelle der Bewohner der Verkauf des Honigs, den sie von wilden Bienenvölkern in den Mangrovenwäldern gesammelt haben. Nach der Saison fehlen allerdings regelmäßig ein paar der Sammler, denn die hat sich der Tiger geholt.

Für Naturfreunde ist ein Trip in die Sundarbarns ein Must; Buchungen über das Internet ohne Probleme möglich.



Die Felder werden für den Reisanbau vorbereitet.


Indisches Dorfleben.



Sonnenuntergang in den Sundarbarns.




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